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Mit Herz und Holzleim: Herr Laskowskis kleine Kunstwerke
Wenn Rudi Laskowski in seiner kleinen Ecke im Haus „Lankow“ sitzt, scheint die Zeit stillzustehen. Auf seiner Tischplatte reihen sich Streichhölzer wie kleine Bausteine der Erinnerung. „Meine kleine Werkstatt“ nennt er diesen Platz liebevoll. Auf dem Tisch und in einem weißen Rollcontainer liegen seine wichtigsten Arbeitsmaterialien: Holzleim, Pappe, ein paar Werkzeuge – und jede Menge Streichhölzer. Diese sind das Herzstück seiner Arbeit, denn Rudi Laskowski baut daraus kleine Kunstwerke.
Zunächst fällt es ihm etwas schwer, über seine Arbeit zu sprechen. „Eigentlich habe ich doch gar nichts zu erzählen“, sagt Herr Laskowski leise, bescheiden. Er schaut auf seinen Tisch, schiebt ein paar Miniatursäulen aus Streichhölzern an ihren Platz, ordnet Pappreste. Dann lächelt er und beginnt zu erzählen, wie es dazu kam, dass er den Schweriner Fernsehturm, Windmühlen oder auch ein Motorrad aus Streichhölzern gebaut hat.
Mit Ruhe und ganz viel Geduld erschafft Rudi Laskowski im Haus "Lankow" aus Streichhölzern und anderem Zubehör wahre kleine Kunstwerke.




„Ich habe mir überlegt: Was kannst du machen, ohne Hammer, ohne Säge?“, erzählt er. Die Erinnerung an Bastelstunden mit seinen beiden Söhnen zu DDR-Zeiten brachte ihn schließlich auf die Idee – auch damals war nicht immer jedes Werkzeug verfügbar. Mit wenigen Utensilien und unzähligen Streichhölzern entstehen so seine Modelle – ganz ohne Baupläne, allein nach Augenmaß und mit viel Geduld. Als Vorlage dient ihm oft nur ein Foto des Originals.
Seit November 2024 lebt der 91-Jährige im Pflegeheim Haus „Lankow“. In fast jeder freien Minute geht er seinem Hobby nach - manchmal sogar nachts. „Wenn ich nicht schlafen kann, stehe ich auf, und arbeite ein, zwei Stunden. Das ist doch besser, als vor sich hinzudösen.“ Gerade arbeitet er am Brandenburger Tor, darum die Säulen auf dem Tisch. Die Pferde der Quadriga hat er schon fertig, sagt Rudi Laskowski, und zeigt auf vier Holzpferde, die auf einem kleinen Bord stehen. Seine Werke sind kleine Meisterstücke voller Liebe zum Detail.
Während er Stücke aus einem Karton schneidet, berichtet er von seiner Vergangenheit: Als Malermeister hat er gearbeitet und viele Lehrlinge ausgebildet. „Dafür wurde ich sogar ausgezeichnet“, sagt er und zeigt stolz eine Reihe von Orden, die an der Wand hängen. Man spürt sofort, wie gut es ihm tut, über seine Arbeit zu sprechen. Mit den Händen arbeiten, das war schon immer sein Ding, sagt er. Er erzählt von seiner Heimat, seinem Haus mit der großen Werkstatt, wo Vogelhäuschen, Buntglasfenster und sogar Hundebetten angefertigt hat. Auf seinem Smartphone zeigt er stolz Fotos dieser Objekte.




Als er ins Pflegeheim zog, musste er seine Werkstatt zurücklassen – das war schwer. Doch er hat sich nicht unterkriegen lassen und sich seine kleine Werkecke eingerichtet.
Seine Leidenschaft hat sich längst im ganzen Haus herumgesprochen. Mitarbeitende sind begeistert, manche bekamen schon kleine Windmühlen geschenkt. Die Begeisterung wurde so groß, dass im Foyer eine beleuchtete Vitrine aufgestellt wurde. Dort können seine Kunstwerke nun bewundert werden: der Schriftzug „Haus Lankow“, ein Motorrad oder auch ein Schiff. Manche Objekte sind allerdings zu groß für die Vitrine – der Schweriner Fernsehturm oder ein filigranes Riesenrad stehen deshalb auf dem Empfangstresen.
Für so ein großes Projekt braucht er schon mal 100 Schachteln Streichhölzer, berichtet der 91-Jährige. Deshalb freut er sich immer wieder, wenn Pflegekräfte ihm Streichhölzer schenken. Und auch von außerhalb kommen Arbeitsmaterialien. Neulich brachte ihm sogar ein fremder Besucher einen Vorrat an Streichhölzern – einfach, weil er vom „Streichholzmann“ gehört hatte. Die Rührung über diese Geste ist Rudi Laskowski deutlich anzusehen. „Er kannte mich gar nicht, wollte mir aber eine Freude machen“, erzählt er mit einem Lächeln.
Wie lange er an einem Objekt arbeitet, kann er nicht sagen. „Wenn es fertig ist, ist es fertig.“ Erstmal baut er nun das Brandenburger Tor zu Ende. Aber auch ein Folgeprojekt ist schon geplant. Herr Laskowski deutet auf ein Foto an der Wand. Darauf zu sehen: die Tower Bridge in London. Die Begeisterung für seine Arbeit freut den 91-Jährigen, der nicht ans Aufhören denkt. „Ich schaue einfach, wie lange ich noch Lust habe“, sagt er – und in seinem Strahlen liegt die ganze Freude am Tun.









